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PRESSEMITTEILUNG

der Interessenvereinigung Innenstadt e.V.

Offener Brief an OB Lutz Trümper:

Der Bauboom gefährdet inzwischen die Einzelhändler in der Innenstadt

Sehr geehrter Herr Dr. Trümper,

mit wachsender Unruhe und zunehmender Sorge um ihre unternehmerische Existenz nehmen die Mitglieder der IG Innenstadt die stetig steigende Zahl von Baustellen in Magdeburg zur Kenntnis. Um es gleich vorweg zu sagen: Natürlich soll und muss gebaut werden, um die Verkehrsinfrastruktur zu erhalten und auszubauen. Die Frage aber ist: Muss dies wirklich zeitgleich und an nahezu allen wichtigen Zugangsstraßen in die Innenstadt geschehen? Sind wirklich alle Baumaßnahmen so unaufschiebbar wie immer behauptet?

Ob Schönebecker Straße oder Nordabschnitt, ob Gustav-Adolf-Straße oder Walther-Rathenau-Straße, ob Karstadt-Parkplatz oder Tunnel, ob Warschauer Straße oder Wiener Straße – es gibt im Grunde keinen Weg mehr, der direkt von der Autobahn in die Innenstadt führt. Überall gibt es Baustellen, kilometerlange Umwege und somit Behinderungen für nahezu alle Verkehrsteilnehmer.

Die Frequenz in den Innenstadtgeschäften ist vor allem dadurch dramatisch gesunken. Sicher, die Frequenz sinkt in jedem Sommer; aber im Vergleich zum Sommer 2018 kommt der Rückgang der Kundschaft einem Desaster gleich. Darunter leiden nicht nur die großen Center und Kaufhäuser, inzwischen sind auch die letzten inhabergeführten Einzelhändler am Ende. Magdeburgs traditionelle auswärtige Kundenklientel meidet inzwischen Magdeburgs Innenstadt wie der Teufel das Weihwasser, weil sie einfach nicht mehr staufrei ankommt. Selbst die Elbestädter aus den nördlichen und südöstlichen Stadtgebiet machen einen großen Bogen um die City – eben weil keine Bahnen mehr durch den Nordabschnitt fahren und Schienenersatzverkehre eben kein Ersatz sind. Ausnahmslos alle Händler, Gewerbetreibenden und Dienstleister in der Innenstadt haben derzeit existenzielle Probleme. Das können Sie, lieber Herr Dr. Trümper ebenso wenig wollen wie Ihre Bauverwaltung und die hauptsächlich bauenden Unternehmen SWM, MVB, Telekom? Was nützt Ihnen eine hübsch ausgebaute City ohne Handel und Wandel? Wir bitten Sie herzlich darum, bei der Genehmigung von Baustellen mit Straßensperrungen die Interessen aller Betroffenen zu berücksichtigen und nicht nur jener, die offenbar stets entweder die Unaufschiebbarkeit der Maßnahme oder Fördergeldfristen ins Feld führen. Wir fordern, dass die Vergabe von Baustellenaufträgen an verkehrsneuralgischen Punkten (Nordabschnitt, Gustav-Adolf-Straße) nur noch unter der Bedingung erfolgt, dass die Baubetriebe im Zwei-Schicht-System von 6 bis 22 Uhr vor Ort arbeiten. Nur so werden die Bauzeiten und damit die extremen Verkehrseinschränkungen auf ein halbwegs erträgliches Maß verkürzt.

Aus Erfahrung vieler Bauprojekte, die nicht termingerecht fertiggestellt werden konnten, befürchten wir das Allerschlimmste, wenn dies auch den Nordabschnitt betreffen sollte. Wird die Straßenbahnbaustelle nicht bis zum Beginn des Weihnachtsgeschäftes im Oktober fertig, dann ist auch noch das wichtigste Umsatzquartal des Einzelhandels in großer Gefahr.

Wir bitten Sie inständig und mit Nachdruck, dringend zu Ihrer zu Beginn des Tunnelbaus gestarteten Informationsoffensive zurückzukehren. Damals waren Vertreter der IG Innenstadt zu den Abstimmungsrunden des Tiefbauamtes ebenso eingeladen wie zu Informationsrunden im Vorfeld wichtiger Baustellen. Doch bereits nach kurzer Zeit ist all dies wieder eingeschlafen und wir erfahren entweder aus der Zeitung oder bei Ladenöffnung durch einen Blick aus dem Schaufenster von neuen Baustellen und Sperrungen. So kann, nein so darf es nicht weitergehen! Als Interessenvertreter von über 500 Unternehmen der Innenstadt fordern wir rechtzeitigere Informationen ebenso ein wie die Möglichkeit der Einbringung von Vorschlägen, wie man Baustellen und Sperrungen im Interesse aller Akteure in der Innenstadt effektiver koordinieren kann.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Lay

Vorstandsmitglied der IG Innenstadt

Vorsitzender der Arbeitsgruppe Handel der IG Innenstadt

IHK-Vizepräsident